Vergeben und Vergessen
Dich jammert die Staude, um die du dich nicht gemüht hast,...
und mich sollte nicht jammern Ninive...?
Jona 4,10.11
Der Heilsprophet
Der Empfang zurück in Israel war natürlich so, wie ich es mir gedacht hatte. Furchtbar. Kein Vergleich mit damals, als ich für Israel das Heil vorhergesagt hatte, das unter König Jerobeam II. dann eintraf: Israel wieder so groß wie zur Zeit Davids! Und jetzt: Die Assyrer in Ninive, der größte Feind Israels begnadigt, zur Buße aufgerufen durch meine Predigt.
Viele kehrten mir den Rücken zu. Meine ursprüngliche Flucht nach Tarsis erschien den meisten noch das Beste, auch wenn sie die Sache mit dem Fisch als Seemannsgarn verlachten. Es gab nur wenige, die verstanden, weshalb ich mich auf den Weg nach Ninive gemacht hatte.
Die eine Frage
Warum ich überhaupt wieder nach Israel zurück bin? Am Ende reichte eine einzige Frage, die der HERR mir stellte. Die eine Frage, die ER mir stellte, als ich am Ende meiner Wut angekommen war, als ich meinen ganzen Zorn hinausgeschrien hatte und nur noch sterben wollte.
Es reichte die eine Frage, mit der ER mein ganzes Verhalten in Frage stellte, mit der ER mein ganzes sorgfältig gepflegtes Selbstmitleid in sich zusammen fallen ließ wie ein Kartenhaus.
Der neue Weg
Die Antwort auf diese Frage fand ich allerdings nicht sofort. Sie zeigte sich erst allmählich, als ich nach vierzig Tagen wieder hinunter in die Stadt ging und die Menschen sah. Wie erleichtert sie waren. Wie ein zum Tode Verurteilter, der im letzten Moment die Begnadigung erhalten hat.
Und da wusste ich es: Ich musste zurück nach Israel. Nicht, um mit meinen Taten zu glänzen. Als Prophet des HERRN war ich ja ordentlich Baden gegangen. Aber wenn der HERR selbst die Leute aus Ninive als sein Volk sah, dann konnte er auch mich mit meinen Fehlern noch zu etwas gebrauchen. Und ich entschloss: Wenn meine Geschichte aufgeschrieben werden sollte, dann würde sie mit dieser einen Frage enden.