Info 2: Das Jona-Buch
Die 12 "kleinen" Propheten
Die 12 kleinen Propheten:
- Hosea
- Joel
- Amos
- Obadja
- Jona
- Micha
- Nahum
- Habakuk
- Zefanja
- Haggai
- Sacharja
- Maleachi
Das Jona-Buch gehört zu den sog. 12 "kleinen" Propheten, die im jüdischen Kanon des Alten Testaments eine Einheit bilden und zu einem Buch zusammengefasst wurden. Während jedoch in den anderen 11 Propheten-Büchern hauptsächlich einzelne Reden und Sprüche überliefert werden, bietet das Jona-Buch eine sorgfältig komponierte Geschichte, die mit einer offenen Frage Gottes an Jona endet.
In der Forschung wird das Jona-Buch seit dem 18. Jahrhundert gerade auch wegen der "sagenhaften" Episode von Jona im Bauch des Fisches oft als reine Lehrdichtung interpretiert, die keine historischen Geschehnisse wiedergibt, sondern eine bestimmte theologische Einsicht vermitteln will.
Das Jona-Buch - Fakt oder Fiktion?
Die feste Stellung des Jona-Buches innerhalb der 12 Propheten zeigt jedoch, dass seine Entstehung nicht zu spät datiert werden darf: Es wurde von den Ordnern des jüdischen Kanons zu den frühen Propheten des 8. Jahrhunderts wie Micha und Amos sortiert.
Auch passt das Geschehen, von dem das Jona-Buch erzählt, fast nirgends besser hinein als in die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts v.Chr., als die Ausbreitung des assyrischen Reiches stockte: Assyrien wurde von schwächeren Königen regiert, das Heer erlitt furchtbare Pestepidemien im Jahr 765 und 759, die ebenso wie eine totale Sonnenfinsternis am 15. Juni 763 als Zeichen göttlichen Zornes angesehen wurden. Erst unter Tiglat-Pileser III. (745-727 v.Chr.) trat Assyrien wieder zu seinen grausamen Eroberungsfeldzügen an.
Von der späteren Herrschaft der Assyrer über Israel ist im Jona-Buch noch nichts zu spüren. Sondern es spiegelt genau jene Mischung aus Furcht und Bekanntschaft wider, wie sie in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts typisch war. Insofern gibt es auch gute Argumente, im Jona-Buch einen Propheten-Bericht zu sehen, vergleichbar mit den Berichten der Propheten Elia und Elisa, die ebenfalls von außerordentliche Wunderzeichen erzählen.
Das "Missionsbuch" des Alten Testaments
Wenn man sich nun fragt, ob Gott tatsächlich solche Wunder bewirken kann, dann weist uns das Jona-Buch auf ein ungleich größeres Wunder hin: Gott legt den Menschen nicht auf sein Versagen fest, sondern verzeiht und schenkt einen Neubeginn.
Und das eigentlich Besondere am Jona-Buch besteht in der Einsicht: Diese Gnade gilt eben nicht nur seinem Volk Israel, sondern auch allen anderen Völkern - selbst den Feinden Israels. Und nicht zuletzt einem so eigensinnigen Propheten wie Jona... Deshalb hat man das Jona-Buch auch schon als "Missionsbuch" des Alten Testaments bezeichnet.