Der Tempel Gottes
Ungefähr im Jahr 962 vor Christus, im vierten Jahr seiner Regierung, baute Salomo Gott einen Tempel - wie es seinem Vater David verheißen worden war. Nach dem biblischen Bericht beschäftigte Salomo 183.300 Israeliten beim Bau des Tempels. Sieben Jahre brauchten diese Männer, bis der Tempel fertig war.
Der Tempel war kein riesiges Gebäude: Das dreigeteilte Langhaus hatte einen Grundriß von ca. 30 auf 10 Meter und war etwas höher als 15 Meter. Dennoch sollte der Tempel auf lange Sicht das religiöse Leben in Israel entscheidend prägen: War Jerusalem vorher schon als die "Stadt Davids" das politische Zentrum Israels, so konzentrierte sich nun auch alles, was den offiziellen religiösen und kultischen Bereich betraf, ganz auf die Hauptstadt und ihren Tempel. Das ganze Opferwesen spielte sich nun im und um den Tempel herum ab. Bei den jährlichen Festen wie dem Passafest strömten Pilgerscharen nach Jerusalem.
Die Geschichte des Tempels
Lange galt der Tempel als Garant für die Uneinnehmbarkeit der Stadt Jerusalem. Doch mit der Eroberung des Südreichs
durch die Babylonier im Jahre 587 v.Chr. wurde auch der Tempel Salomos
zerstört und bis auf
die Grundmauern geschleift.
Für das Volk Israel war das ein Schock, der sich als Trauma durch viele biblische Schriften aus jener Zeit hindurchzieht: Der zerstörte Tempel wurde geradezu zum Sinnbild für das Elend des Volkes während des babylonischen Exils
520 wurde der Tempel von den ersten Heimkehrern wieder in den alten Maßen aufgebaut. Dennoch konnte nicht alles wieder hergestellt werden:
Die beiden großen Kupfersäulen hätte man vielleicht noch verschmerzen können, aber was schlimmer war:
Die Bundeslade war verschwunden. So stand das Allerheiligste des Tempels leer.
Auch im Innern des Tempels gab es Veränderungen: Statt der zehn gab es jetzt nur noch
einen siebenarmigen Leuchter im Tempel.
Um 200 v.Chr. wurde der Tempel renoviert und um einige Säulenhallen ergänzt. In den Kriegen, in die Israel verwickelt war, wurde der Tempel mehrfach beschädigt.
Der Tempel zur Zeit Jesu
König Herodes schließlich begann um 20/19 v.Chr. mit dem Neubau des Tempels, der zehn Jahre später eingeweiht, aber erst 64 n.Chr. endgültig vollendet wurde. Dieser Tempel war mit dem salomonischen kaum mehr zu vergleichen: Zwar hatten das Allerheiligste und die Tempelhalle selbst noch die gleiche Grundfläche, aber die Räume waren nun 25 statt 15 m hoch. Richtig geprotzt wurde aber mit der Vorhalle, die zu einer Schaufassade umgestaltet wurde: Imposante 50 m in Breite und (!) Höhe. War vorher nur über dem Allerheiligsten ein Obergemach, so bekam der Tempel jetzt durchgehend einen zweiten Stock. Auf dem Flachdach des Gebäudes wurden Spieße angebracht: Auch damals schon ärgerte man sich über die Respektlosigkeit, mit der Tauben ihre Geschäfte zu verrichten pflegen...
Rund um den Tempel waren Vorhöfe angebracht: Zuerst der schmale Vorhof der Priester, in dem immer noch der Brandopferaltar stand; dann kam der Vorhof der israelitischen Männer, dann der der Frauen und schließlich der äußere Vorhof der Heiden. Die Vorhöfe waren terassenförmig angelegt . Der Vorhof der Heiden war durch zwei Prachttore zugänglich und ansonsten von prachtvollen Säulenhallen umgeben. Rund um den ganzen Tempelbezirk verlief eine mächtige Mauer, deren Fundamente heute noch in der sog. Klagemauer ("Westmauer") erhalten sind.
Dieser gigantische Prachtbau wurde bereits 70 n.Chr. während der Eroberung Jerusalems durch die Römer wieder zerstört.
136 n.Chr. ließ Kaiser Hadrian einen Tempel des Jupiter Capitolinus errichten. Zu der Zeit war es jedem Juden bei Todesstrafe verboten, überhaupt nur einen Fuß in die Stadt Jerusalem zu setzen.
Nach der Eroberung Jerusalems durch die Araber 637 n.Chr. wurde auf der Tempelterasse die Omar-Moschee erbaut, die bis heute dort steht.
Aufgrund dieser wechselhaften Geschichte ist der Tempelbezirk heute Ort spannungsreicher politischer und religiöser Auseinandersetzungen.
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